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Keep it simple! – Warum Komplexität in Planung und Struktur zum Scheitern führt

  • Autorenbild: Enes Kadioglu
    Enes Kadioglu
  • 8. Juni
  • 3 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 23. Juni

Komplizierte Fachbegriffe, verschachtelte Pläne und schwer zugängliche Prozesse wirken auf den ersten Blick professionell.

Doch in Wahrheit ist übermäßige Komplexität oft ein Symptom mangelnder Klarheit – und damit ein Indiz für fehlende Führungskompetenz.


Wahre Führungsstärke zeigt sich nicht darin, wie clever ein Plan klingt, sondern darin, ob er verstanden wird. Ob Menschen ihn mittragen, umsetzen – und sich darin wiederfinden.


Vereinfachung – Ein Führungsprinzip des Propheten ﷺ


Der Prophet Muhammad ﷺ sagte:

„Was ich euch verbiete, davon haltet euch fern, und was ich euch gebiete, das tut, soweit ihr könnt. Wahrlich, diejenigen vor euch sind zugrunde gegangen, weil sie viele (unnötige) Fragen stellten und mit ihren Propheten stritten.“ (Überliefert bei al-Buchārī und Muslim)

Aus mehreren Überlieferungen wie dieser wird deutlich, dass frühere Gemeinschaften zugrunde gingen, weil sie ihr Glaubenssystem so kompliziert machten, dass es für die Menschen kaum noch tragbar war.


So sagte er auch:

„Vereinfacht die Dinge und erschwert sie nicht. Bringt frohe Botschaften und schreckt die Menschen nicht ab.“ (Ebenso bei al-Buchārī und Muslim überliefert)

Als der Prophet Muhammad ﷺ Muʿādh ibn Dschabal (ra.) und Abū Mūsā al-Ashʿarī (ra.) als Gesandte in den Jemen entsandte, gab er ihnen genau diesen Rat mit auf den Weg.

Warum? Weil nachhaltige Veränderung – sei sie spirituell, gesellschaftlich oder organisatorisch – immer mit Zugänglichkeit beginnt.


Was bedeutet das für unsere Teams und unsere Projekte?


Ob in Projekten, Organisationen oder der persönlichen Entwicklung: Wenn Pläne und Anweisungen nicht klar, einfach und zugänglich sind, entstehen zwangsläufig Missverständnisse, Frustration – und letztlich Stillstand. Denn niemand wird langfristig ein System mittragen, das er nicht versteht.


Komplexität verhindert Beteiligung. Und wo Beteiligung fehlt, stirbt Nachhaltigkeit.

Ein gutes System – sei es ein Business, eine Moscheegemeinde, ein Bildungsprojekt oder ein Familienausflug – lebt davon, dass die Beteiligten sich mitgenommen fühlen. Wenn sie es nicht verstehen, werden sie es weder verinnerlichen noch verteidigen.


Selbst der berühmte Wesir Nizām al-Mulk, einer der brillantesten Verwaltungsstrategen der islamischen Geschichte, schrieb in seiner Siyasetname, dass Regeln und Anweisungen nur dann Wirkung entfalten, wenn sie klar formuliert und vorgelebt werden und nicht, wenn sie in der Komplexität einer Elite verschwinden.


Auch Gewohnheiten brauchen einfache Wege


Diese Prinzipien gelten nicht nur für Teams – sondern auch für den Umgang mit sich selbst.

Wenn man gute Gewohnheiten etablieren will, dann muss man sie so einfach, so zugänglich und so attraktiv wie möglich gestalten.


Wer sich beispielsweise vornimmt, mehr Qur’an zu lesen, sollte mit einfachen, realistischen Schritten beginnen. Statt den Mushaf im oberen Regal verstauben zu lassen, ist es hilfreich, ihn sichtbar und griffbereit auf dem Schreibtisch zu platzieren – als tägliche Erinnerung. Und statt sich zu Beginn große Mengen vorzunehmen, ist es oft effektiver, mit nur fünf bis zehn Minuten am Tag zu starten – und sich dann schrittweise zu steigern.


Wer schlechte Gewohnheiten ablegen will, muss sie sich so schwer wie möglich zugänglich machen.


Nehmen wir zum Beispiel den Wunsch, den eigenen Social-Media-Konsum zu reduzieren:

Statt die Apps griffbereit auf dem Homescreen zu lassen, hilft es, sie zu verstecken oder ganz zu deinstallieren.

Noch effektiver ist es, sich nach jeder Nutzung abzumelden und ein langes, umständliches Passwort zu wählen – eines, das allein schon durch seine Eingabe die Lust verdirbt, sich „nur mal eben“ einzuloggen.

Hilfreich sind auch Tools wie One Sec, die den Zugriff auf bestimmte Apps verzögern. Sie zwingen einen dazu, kurz innezuhalten, tief durchzuatmen und sich zu fragen: Rufe ich diese App gerade bewusst auf – oder ist es nur ein Reflex, um mich abzulenken?


Verhaltensänderung beginnt nicht mit harter Disziplin, sondern mit kluger Umgebungsgestaltung. Denn in den Neurowissenschaften heißt es oft:

„Verhalten folgt Verfügbarkeit.“

Und das ist im Einklang mit dem islamischen Verständnis, welches uns auffordert, Hürden für das Schlechte zu schaffen und Wege für das Gute zu ebnen.


Fazit: Komplexität ist keine Kompetenz


Ob man ein Team leitet, ein Projekt steuert oder das persönliche Leben verbessern will: Wahre Stärke liegt in der Einfachheit.


Der beste Plan ist nicht der schlauste – sondern der, den man gemeinsam trägt.

Denn am Ende wird man nicht an der Größe einer Vision gemessen – sondern an der Fähigkeit, andere dafür zu gewinnen.


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